Phönix (Mythologie)
Feuervogel der Wiederauferstehung
Wie ein Phönix aus der Asche
Phönix (altgriechisch Φοίνιξ Phoínix, von altägyptisch Benu: "Der Wiedergeborene / der neugeborene Sohn"; lateinisch Phoenix) spielt in einigen Mythologien eine zentrale Rolle, längst nicht nur in der griechischen Mythologie.
Dargestellt wird der Vogel Phönix als Feuervogel. Der mythische Vogel Phönix verbrennt am Ende seines Lebenszyklus und erwacht danach aus seiner eigenen Asche erneut ins Leben. Daher die Redewendung: "Wie ein Phönix aus der Asche." Diese Redewendung beschreibt etwas, was bereits als verloren geglaubt wurde, jedoch in neuem Glanz wieder erscheint.
Ägyptische Mythologie
In der ägyptischen Mythologie steht der Vogel Phönix im Kontext mit dem Sonnengott (griechisch
Helios >>) und auch mit dem Totengott Osiris (die griechische Mythologie überliefert
Busiris >> als Priester des Osiris). Benu steht ebenfalls im Zusammenhang mit dem Vogel Phönix. Benu gilt als altägyptischer Totengott, der später als Vogel verehrt wurde. Die ägyptische Mythologie betrachtet Benu als Venus. In der griechischen Mythologie wird
Aphrodite >> mit der römischen Venus gleichgesetzt. Osiris ist in der ägyptischen Mythologie der Gott vom Jenseits, der Wiedergeburt (siehe Bezug Phönix als Feuervogel der Wiedergeburt / Wiederauferstehung) und vom Nil (
Neilos >>).
Griechische Mythologie
Was die griechische Mythologie betrifft, berichtet Herodot über den Feuervogel Phönix. Herodot von Halikarnass(os) wird als griechischer Geschichtsschreiber, Geograph und Völkerkundler beschrieben. Zitiert wird Herodot folgendermaßen, betreffend dem Feuervogel Phönix:
"Noch einen heiligen Vogel gibt es, der heißt Phoinix. Ich habe ihn nur abgebildet gesehen, denn er kommt selten nach Ägypten, in
Heliopolis >> sagt man, nur alle fünfhundert Jahre. Er soll nur dann kommen, wenn sein Vater gestorben ist. Wenn das Bild richtig ist, sieht er folgendermaßen aus: Sein Gefieder ist teils golden, teils ganz rot. In Bau und Größe gleicht er am meisten dem Adler. Von seinem Tun erzählt man folgendes, was mir aber nicht glaubhaft scheint. Er komme aus Arabien hergeflogen und bringe die Leiche seines Vaters, in Myrrhen gehüllt, in den Tempel des Helios, wo er sie begrabe. Er trage den Leichnam folgendermaßen: Zunächst forme er ein Ei aus Myrrhen, so groß er es tragen könne, und versuche es aufzuheben. Wenn er es erprobt, höhle er das Ei aus und lege die Leiche des Vaters hinein. Die Stelle, wo er das Ei ausgehöhlt und den Vater hineingelegt, klebe er dann wieder mit Myrrhen zu, und das Ei sei nun ebenso schwer wie vorher. Und nun trage er es nach Ägypten in den Tempel des Helios. So erzählt man von diesem Vogel."
Anmerkung: Ei = Symbol der Fruchtbarkeit und Wiedergeburt, Quelle
Herodot, Historien >> II, 73
Daraus wurde gefolgert, dass Phönix aus der Asche des Osiris oder seinen sterblichen Überresten hervorgegangen ist. Ein Phönix erreicht ein sehr hohes Alter, meist ist von fünfhundert Jahren die Rede. Dazu baut er am Ende seines Lebens ein Nest, setzt sich hinein und verbrennt. Nach Erlöschen der Flammen bleibt ein Ei zurück, aus dem nach kurzer Zeit ein neuer Phönix schlüpft.
Im Christentum wurde der Feuervogel Phönix zum Sinnbild der Wiederauferstehung. In den meisten Mythologien wurde der Vogel Phönix zum Symbol der Unsterblichkeit. Sogar in China wurde - und wird noch heute - der Feuervogel Phönix verehrt. In China gibt es einen mythischen Vogel mit dem Namen Fenghuang.
In religiösen Weltanschauungen gibt es seit jeher die Vorstellung, dass die Sonne die Grundlage allen Lebens ist und den Lebenszyklus bestimmt. Der Vogel Phönix steht symbolisch für den Lebenszyklus. Gemäß Bibel entstand das Leben, nachdem Gott das Licht erschuf. Wobei die Genesis berichtet, dass an Tag 1 das Licht erschaffen wurde, jedoch erst an Tag 4 die Sonne.
Literatur
In der Fantasy-Literatur spielt der Vogel Phönix eine große Rolle. Häufig taucht der Feuervogel Phönix auch in Fantasy-Filmen auf. Weiterhin gibt es Fantasy-Videospielreihen, in denen Phönix als Wesen herbeigerufen werden kann. Der Browser Firefox wurde zuerst (2002) Phoenix bezeichnet. Es gab jedoch lizenzrechtliche Probleme, weshalb aus dem Browser Phoenix der Name Firebird (Feuervogel) wurde. Seit 2004 heißt der Browser Firefox.
Quellen
Herodot, Historien 2,73
Ovid, Metamorphosen >> 15,391–407
Allgemeine Literatur
Literatur über den Feuervogel (weltweit):
Werner Wolf: Der Vogel Phoenix und der Gral. In: Richard Kienast (Hrsg.): Studien zur deutschen Philologie des Mittelalters. Friedrich Panzer zum 80. Geburtstag am 4. September 1950 dargebracht. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1950, S. 72–95
Françoise Lecocq: The Dark Phoenix: Rewriting An Ancient Myth in Today’s Popular Culture. In: Małgorzata Budzowska, Jadwiga Czerwińska (Hrsg.): Ancient Myths in the Making of Culture (= Warsaw Studies in Classical Literature and Culture. Band 3). Lang, Frankfurt am Main/ Berlin/ Bern u. a. 2014, ISBN 978-3-653-04507-9, S. 341–354
Heimo Reinitzer: Vom Vogel Phönix. Über Naturbetrachtung und Naturdeutung. In: Wolfgang Harms, Heimo Reinitzer (Hrsg.): Natura loquax 1981, S. 17–72
Christoph Gerhardt: Der Phönix auf dem dürren Baum („Historia de preliis“ cap. 106). In: Wolfgang Harms, Heimo Reinitzer (Hrsg.): Natura loquax (= Mikrokosmos. Band 7). Lang, Frankfurt am Main 1981, S. 73–108
R. Van den Broek, The Myth of the Phoenix – According to Classical and Early Christian Traditions. Brill, Leiden 1972
Gustav Türk: Phoinix. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 3,2, Leipzig 1909, Sp. 3450–3472
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
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