Memnon
Griechische Mythologie
Hoher König von Aithiopia
Memnon (altgriechisch Μέμνων Memnôn) ist in der griechischen Mythologie ein Sohn des
Tithonos >> und der Morgenröte
Eos >>.
Erzählt wird von einem Bruder des Memnon mit dem Namen
Emathion >>.
Aithiopia
Geschildert wird Memnon als der "Hohe" König von Aithiopia. Es heißt, dass das antike Aithiopia geographisch größer war als das heutige Äthiopien. Neben dem eigentlichen Äthiopien schloss das antike Aithiopia demnach die historischen Regionen Nubien, Sudan und Teile Libyens ein. Das historische Aithiopia soll im Grunde ganz Afrika südlich vom bekannten
Libyen >> gewesen sein. Heute gibt es eine dominierende Beschreibung über Memnon. Diese besagt, dass Memnon der "Hohe" König vom thebanischen Oberägypten war. Mythologisch wird von unterschiedlichen Städten mit dem Namen Theben berichtet. Einmal Theben als Stadt der sieben Tore (gegründet unter
Kadmos >> als Stadt Kadmeia) und Theben als Stadt in Oberägypten.
Erzählung
Es heißt, dass Arktinos von
Milet >> oder Arktinos Milesios (altgriechisch Ἀρκτῖνος Μιλήσιος /Arktîːnos Milɛ́ːsios/) ein antiker griechischer Epiker war. Diesbezüglich ist von einem epischen Gedicht mit dem Namen Aithiopis die Rede. Heute gibt es dieses Werk nicht mehr, es handelt sich um Ereignisse am Ende vom
trojanischen Krieg >>. Memnon gilt als Neffe des
Priamos >> - und zwar soll Priamos dem Memnon einen goldenen
Weinstock >> geschenkt haben. Danach kam Memnon im 10. Jahr vom trojanischen Krieg - nach dem Tod von
Hektor >> - den Trojanern mit einer großen Flotte zu Hilfe.
Wie groß diese Flotte genau war, wird unterschiedlich überliefert. Manche Quellen machen diese Flotte extrem groß - bestehend aus Kämpfern aus Indien und Aithiopia. Priamos ging nun davon aus, dass durch das riesige Heer des Memnon Troja gerettet ist. Priamos ehrte König Memnon mit den herrlichsten Gaben und Festmahlen. War Troja wirklich durch Memnon mit seinen Truppen gerettet? Beim Abendessen tauschten sich Priamos und Memnon aus. Sie erzählten sich von glorreichen Kriegsgeschichten und Heldentaten. Memnons Erzählungen bewegten Priamos dazu, den Äthiopienkönig als Trojas Retter öffentlich zu verkünden. Memnon hielt diese öffentliche Rühmerei vor der Schlacht am nächsten Tag für unklug. Memnon blieb bescheiden und verkündete, dass sich seine Stärke hoffentlich zeigen werde.
Jetzt befinden wir uns in der Schlacht - und die Götter durften sich nicht einmischen.
Zeus >> mochte Memnon nämlich und hatte allen Göttern verboten, sich einzumischen. Wie erwähnt, befinden wir uns jetzt im Kampf. Dabei tötete Memnon Ereuthus, Pheron und
Antilochos >>. Antilochos gilt als Sohn des
Nestor >>. Antilochos hatte seinen Vater Nestor verteidigt und dabei den Freund des Memnon, Aithops, getötet. Nestor sann nun auf Rache (wegen dem Tod seines Sohnes) und wollte Memnon zum Kampf stellen. Memnon jedoch hielt es nicht für angemessen, mit einem alten Mann (Nestor war alt) zu kämpfen. Da Nestor extrem weise war, wurde er von Memnon geachtet. Memnon wird daher als tugendhafter Typ beschrieben mit hohen Werten. Nun sollte es natürlich trotzdem zur Rache kommen und Nestor bat
Achilleus >>, Memnon zu stellen.
Es wird von Parallelen zwischen Achilleus und Memnon berichtet - beispielsweise trugen beide göttliche Rüstungen, angefertigt von
Hephaistos >>. Es kam dann zum Kampf zwischen Achilleus und Memnon. Wer war stärker? Memnon fühlte sich stärker, weil seine Mutter Eos eine Vollgöttin war und die Mutter des Achilleus -
Thetis >> - nur eine Halbgöttin. Folgender Dialog wird überliefert, Zitat:
"»Elender, der du so mitleidlos die Trojaner erschlugest, jetzt steht dir ein Göttersohn entgegen, dem du nicht gewachsen bist, denn Eos, meine Mutter, die Olympierin, ist mehr denn deine Mutter Thetis, die sich allein unter den Scheusalen des Meeres gefällt!« Aber Achill lächelte nur und sprach: »Der Erfolg wird lehren, welcher von uns von edleren Eltern abstammt! Ich fordere von dir jetzt Rache für den jungen Helden Antilochos, wie ich einst an Hektor Rache genommen für meinen Freund Patroklos!«“
„Sodann ließ er sein langes Schwert aus der Scheide blitzen, und dasselbe tat Memnon. So stürzten sie aufeinander los. Zeus liebte sie beide und macht sie selbst in diesem Augenblicke größer, stärker und unermüdlicher, als Menschen sind, so dass das ganze Schlachtfeld den Zusammenstoß der Halbgötter beobachten konnte. Vergebens suchten sie einander bald über dem Schienbein, bald unter dem Panzer zu verwunden; ihre Rüstungen klirrten; das Kampfgeschrei der Äthiopier, Trojaner und Argiver stieg empor zum Himmel, der Staub wirbelte unter ihren Füßen auf, und während die Führer kämpften, feierte unter ihren Kriegern das Gemetzel nicht. Die Olympier, die von der Höhe herab zuschauten, hatten ihre Freude an dem unentschiedenen Kampfe."
Bisher war der Kampf unentschieden und beide Kämpfer erschienen gleichstark. Plötzlich jedoch mischte sich
Eris >> ein und sorgte dafür, dass Achilleus in den Vorteil kommt. Schließlich sticht dann des Achilles’ Schwert, unter dem Brustbein des göttlichen Memnon, deutlich durch seinen Körper, die dunkelblaue Klinge gänzlich hervor, was seine ganze Armee in Schrecken fliehen lässt. Nach dem Tod des Memnon flohen die Trojaner vor dem wütenden Achilleus (Achilleus soll die Trojaner wie ein Orkan gejagt haben). Sein Heer - die Myrmidonen - beraubten den Leichnam des Memnon.
Eos
Eos war extrem traurig über den Tod von ihrem Sohn Memnon. Dies wird so zitiert: "Eos stieß am Himmel einen Seufzer aus und hüllte sich in Gewölk ein, dass die Erde Finsternis bedeckte; ihre Kinder, die Winde, flogen auf ihr Geheiß herunter auf die Ebene, ergriffen den Leib des Erschlagenen und entführten ihn durch die Lüfte aus den Händen seiner Feinde." Nach Memnons Tod fielen die Tränen der Eos jeden Morgen als Tau vom Himmel. Davon war Zeus sehr bewegt. Es heißt, dass Zeus Memnon unvergänglich machte. "Aus der Asche seines Scheiterhaufens ließ Zeus eine Schar Vögel sich erheben." Asche und Vögel? Das erinnert an dem Mythos vom
Feuervogel Phoenix >>.
Kunst
Die göttlichen Mütter des Achilleus und des Memnon, die so ängstlich ihre Söhne behüteten, sind in der bildenden Kunst ein beliebtes Motiv. Künstlern ist dieser Typus Kämpferpaar sehr willkommen. Es gibt zahlreiche Darstellungen vom Kampf zwischen Memnon und Achilleus (Vasen, Reliefs, etc.). Die Begleiter des Memnon werden dunkelhäutig dargestellt. Memnon selber wird hellhäutig dargestellt.
Huldigung
In Assyrien soll es einen Tempel des Memnon gegeben haben. Im thebanischen Ägypten sollen dem Memnon Opfer dargebracht worden sein (göttliche Verehrung). Es wird von weiteren Kultorten erzählt, wo Memnon gehuldigt wurde.
Quellen
Hesiod >>, Theogonie 984
Diodor, Historische Bibliothek 2,22,77
Herodot, Historien >> 5,53–54
Hyginus, Fabulae 112
Pausanias >>, Beschreibung Griechenlands 3,18; 5,22,2
Homer >>, Odyssee 11,522; 4,187; Ilias 1,423; 23,206
Bibliotheke des Apollodor >> 3,11,3–4
Literatur
Anneliese Kossatz-Deissmann: Memnon. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VI, Zürich/München 1992, S. 448–461
Jacob Pley: Memnon. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XV,1, Stuttgart 1931, Sp. 638–649
Johannes Scherf: Memnon. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 1202–1204
Richard Holland: Memnon. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 2653–2687
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
Griechische Mythologie: Bücher / Literatur >>Die griechischen Götter besuchen >>