Chaos gemäß Hesiod
Griechische Mythologie: Gott Chaos?
Chaos (Unordnung) und Kosmos (Ordnung)
Ist
Chaos (altgriechisch χάος cháos = deutsch -> ‚der weite leere Raum‘) in der griechischen Mythologie eine Gottheit?
Das Wort Chaos steht in der griechischen Mythologie für Unordnung, hingegen wird das altgriechische Wort Kosmos mit (Welt-) Ordnung übersetzt (altgriechisch κόσμος kósmos = deutsch -> ‚Ordnung‘, ‚Weltordnung‘, eine militärische Ordnung kann ebenso mit dem Begriff Kosmos beschrieben werden und auch Staatsordnung).
Urzustand der Welt
Gemäß Hesiod ist das Chaos der Urzustand der Welt. Dabei wird das Chaos als formlose und gewaltige (unermessliche) Masse / Energie geschildert. Manchmal wird das Chaos auch als eine Art Nebel beschrieben. Das Chaos kann als vollständige Verwirrung und Unordnung gedeutet werden, aus dem die Welt entstand.
Wichtig: "NICHTS" ist das Chaos nicht.
Gaia
Es wird erzählt, dass das Chaos die Grundlage für
Gaia >> (Erde) war, Ordnung (Kosmos) zu erschaffen. Somit erscheint Chaos durchaus als Gottheit. Ein spezifisches Geschlecht hat Chaos nicht. Demnach ist Chaos Vater
und Mutter der Gaia zugleich.
Grenzen unserer Vorstellungskraft
Was dieses (mythologische) Chaos betrifft, wird unsere Vorstellungskraft überschritten. Häufig wird Chaos als Vater der Gaia beschrieben. Vater assoziieren wir unweigerlich mit männlich. Chaos ist jedoch weder männlich noch weiblich. Für unsere Orientierung benötigen wir die
Zeit >>, im mythologischen Chaos gibt es diese nicht. Quasi gibt es dort keine Raumzeit und es handelt sich um eine Singularität, um es physikalisch auszudrücken.
Kinderzimmer
Was wir uns vorstellen können, ist ein chaotisches Kinderzimmer. In einem solchen Zimmer liegen Spielzeuge aller Art kreuz und quer herum und dies bezeichnen wir Chaos. Das mythologische Chaos ist jedoch ein Chaos ganz anderer Art (das mythologische Chaos geht mir selber tierisch auf den Zeiger. ALLES ab / danach lässt sich beschreiben, nur dieser Mist eben nicht). Gaia erschuf aus sich selber heraus unverzüglich weitere Götter (damit könnten "Zustände" [Ordnungen] gemeint sein). Welche Götter erschuf Gaia sofort aus sich selber heraus? Siehe:
Uranos >>Tartaros >>Erebos >>Ourea >>Pontos >>Nyx >>Eros >>Das Wort Chaos steht etymologisch im Zusammenhang mit dem altgriechischen Verb χαίνω chainō, was mit "klaffen / gähnen" in die deutsche Sprache übersetzt wird. Deuten lässt sich dies mit "klaffender Raum / gähnende Leere / Kluft." Hesiod beschreibt das Chaos in der Theogonie in Vers 116 wie folgt, Zitat:
"Wahrlich, zuerst entstand das Chaos und später die Erde."
In der hebräischen Bibel (Genesis / Schöpfung) hat das Chaos ebenfalls eine große Bedeutung. Dort wird das Chaos תֹהוּ וָבֹהוּ tohu ṿavohu bezeichnet, was mit Tohuwabohu in die deutsche Sprache übersetzt wird. Gedeutet wird das Wort Tohuwabohu mit "wüst und leer" (Luther-Bibel) bzw. Chaos. Eine Entsprechung zum Tohuwabohu aus der hebräischen Bibel findet sich in der babylonisch-sumerischen Mythologie mit den Ur-Drachen-Wesen Tiamat und Abzu (Gottheiten), die vom Gott Marduk besiegt werden. Mythologisch wird immer Ordnung aus dem Chaos heraus erschaffen. Für dieses Prinzip gibt es "Ordo ab chao" (= deutsch -> Ordnung aus dem Chaos) als Redewendung.
Neuzeit / allgemeine Deutung: Chaot und Chaos
Heute kennt man das Wort Chaot. Wer als Chaot bezeichnet wird, gilt als unordentlicher Typ und darüber hinaus als schlecht organisiert. Das Wort Chaos wird in der Alltagssprache folgendermaßen definiert: "Chaos ist ein Zustand von vollständiger Unordnung und Verwirrung (Wirrwarr)."
Quelle
Hesiod >>, Theogonie 116
Literatur
Willem Frans Daems: Der Chaos-Begriff bei Paracelsus. In: Josef Domes u. a. (Hrsg.): Licht der Natur. Medizin in Fachliteratur und Dichtung. Göppingen 1994, S. 65–76
Theodor Leiber: Kosmos, Kausalität und Chaos. Naturphilosophische, erkenntnistheoretische und wissenschaftstheoretische Perspektiven (= Spektrum Philosophie. Band 1). Ergon, Würzburg 1996, ISBN 978-3-928034-70-8
Dietrich Busse: „Chaoten und Gewalttäter“. Ein Beitrag zur Semantik des politischen Sprachgebrauchs. In: Burkhardt, Hebel, Hoberg (Hrsg.): Sprache zwischen Militär und Frieden. Aufrüstung der Begriffe? G. Narr, Tübingen 1989, S. 93–121
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