Ma (griechische Mythologie)
Unbesiegbare Göttin (Anatolien)
Ma (altgriechisch Μᾶ Má, lateinisch Ma-Bellona; altgriechisch auch Ἄρτεμις Ταυροπόλιος
Artemis >> Tauropolios) wird als anatolische Lokalgottheit überliefert.
Das Wort Ma wird mit Mutter gedeutet, wodurch die Gottheit Ma den Muttergöttinnen zugeordnet wird. Eine der besonders berühmten Muttergöttinnen ist Kybele (siehe
Agdistis >>).
Krieg
Die Quellen berichten, dass die Gottheit Ma in ihrer Funktion als Mutter weiblich ist. Jedoch tauchen auch männliche Komponenten auf, beispielsweise
Krieg >>. Was Ma betrifft, handelt es sich um eine Kriegs- und Siegesgöttin - also weiblich. Die griechische Mythologie berichtet von
Nike >>, ebenfalls Kriegs- und Siegesgöttin in weiblicher Erscheinung. Wie bereits erwähnt, Ma wird als Lokalgottheit aus Anatolien (Türkei) überliefert. Die Attribute der Ma lauten "unbesiegbar" bzw. "die Unbesiegbare" und "die Sieg bringende."
Kultzentrum
Komana in Kappadokien wird als ursprüngliches Kultzentrum der Gottheit Ma überliefert. Komana (griechisch τὰ Κόμανα; lateinisch Comana Cappadociae; hethitisch vermutlich Kummani) wird als antike Stadt in Kappadokien beschrieben. Heute gibt es in der Türkei dort das Dorf Şar im Tal des Göksu bei Tufanbeyli in der Provinz Adana. Kappadokien (türkisch Kapadokya, griechisch Καππαδοκία, deutsch auch Kappadozien) ist eine Landschaft in Zentralanatolien.
Es wird erzählt, dass es in Komana zur Zeit des hethitischen Herrschers Šuppiluliuma I. einen bedeutsamen Tempel der Gottheit Ma gab. Datiert wird dies auf Mitte des 14. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung. Es heißt, dass in Komana Pontika ein zweiter Kult um Göttin Ma entstanden ist. Komana Pontika (griechisch Κόμανα Ποντικά; lateinisch Comana Pontica) wird als antike Stadt in der kleinasiatischen Landschaft Pontos beschrieben. Verortet wird Komana Pontika im Tal des Flusses Iris, der heute den Namen Yeşilırmak trägt, 11 km oberhalb von Tokat an der Straße nach Niksar beim heutigen Dorf Gümenek.
Überliefert werden Komana Pontika und Komana in der Landschaft Kappadokien als Tempelstaaten mit einem Oberpriester als Herrscher. Mythologisch werden Oberpriester auch Hohepriester bezeichnet. Hohepriester bekleiden das höchste priesterliche Amt. Zu dieser Zeit soll es auch einige lokale Könige gegeben haben. Unklar ist heute, wer im Rang nun wirklich höher stand: Die Hohepriester oder die lokalen Könige?
In beiden Kultzentren der Göttin Ma soll es jeweils 6.000 Tempeldiener gegeben haben, beiderlei Geschlechts. Diese Tempeldiener werden auch Hierodulen ("heilige Diener") bezeichnet. Die Rede ist von Tempelprostitution, was diese Tempeldiener betrifft. Tempelprostitution oder kultische Prostitution ist eine im Altertum vor allem in Indien (→Devadasis), Ägypten, Babylonien (Ištar-Kult), Lydien, Numidien und auf Zypern vermutete Form des kultischen Geschlechtsverkehrs von Priesterinnen oder Tempeldienerinnen, meist zu Ehren einer Gottheit der sexuellen Liebe. Erzählt wird, dass der orgiastische Kult der Tempelprostitution Wallfahrer von weither angezogen hat. Dabei soll es Waffentänze und sogar Selbstzerfleischung gegeben haben. Kult und Waffentänze? Das erinnert mich soeben an den Mythos der
Korybanten >>. Orgiastisch erinnert mich an
Bakchant / Bakchantin >>.
Strabon
Was den Mythos der Göttin Ma betrifft, wird Strabon als Quelle angeführt. Überliefert wird Strabon als antiker griechischer Geschichtsschreiber und Geograph. Datiert wird Strabon auf etwa 63 vor unserer Zeitrechnung bis 23 unserer Zeitrechnung. Es werden Parallelen gezogen zwischen der Gottheit Ma und der griechischen Göttin
Enyo >>. Enyo wird als Göttin vom blutigen Nahkampf überliefert. Es gibt männliche Pendants zur Enyo, beispielsweise Enyalios, ein Beiname des
Ares >>.
Bellona ist eine römische Kriegsgöttin, die ebenfalls große Parallelen zur anatolischen Gottheit Ma aufweist.
Quellen und Literatur
Strabon, Geographike 12,2,3 (535)
Plutarch, Vita Sullae 9
Noëlle Icard-Gianolio: Ma. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae. Band 6, 1992, S. 330
Richard L. Gordon: Ma. In: Hubert Cancik et al. (Hrsg.): Der Neue Pauly
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