Musen
Griechische Mythologie
Neun olympische Schutzgöttinnen der Künste
Insgesamt wird von
neun olympischen Musen (altgriechisch Μοῦσαι Moúsai, Einzahl Μοῦσα Moúsa) berichtet. Diese neun olympischen Musen sind in der griechischen Mythologie die
Schutzgöttinnen der
Künste.
Apollo >> ist der Boss der Musen.
Neben den neun olympischen Musen berichtet die griechische Mythologie von weiteren Musen:
1. Titanische Musen (altgriechisch Μοῦσαι Τιτανίδες Moúsai Titanídes [Pausanias 9,29,2], siehe als Beispiel
Melete >>)
2. Apollonische Musen (altgriechisch Μοῦσαι Απολλωνίδες Moúsai Apollōnídes)
3. Pierische Musen (altgriechisch Πίερες Θράκες, Πιερείες Píeres Thrákes, Piereíes [Tzetzes, Scholia in Hesiodum])
Anmerkung: Falls es sich bei den pierischen Musen um die neun Pieriden handelt (spontan bin ich mir nicht sicher, die Bezeichnung weist darauf hin), deren Vater
Pieros >> heißt: Diese Musen können dann definitiv nicht singen, sondern nur misstönende Klänge / Töne von sich geben. Wer weiß, vielleicht konnten die Pieriden mal singen, nur nicht so perfekt, wie die neun olympischen Musen. Heute sind die Pieriden Elstern und können garantiert nicht singen.
Der folgende Beitrag bezieht sich
ausschließlich auf die neun olympischen Musen:
Eltern
Zeus >> ist der Vater der neun olympischen Musen und
Mnemosyne >> die Mutter. Die olympischen Musen werden auch Mnemoniden bezeichnet.
Namen und Aufgaben
Die Namen der neun olympischen Musen werden von Hesiod überliefert. Konkrete Attribute sind den Musen erst nach Hesiod zugeteilt worden. Folgend die Namen der Musen + Zuständigkeit:
Klio >> (auch Kleio / Clio): "Die rühmende" Muse der Geschichtsschreibung
Euterpe >>: "Die Doppelflöte / Aulos" Muse der Lyrik und vom Flötenspiel
Melpomene >>: "Die singende" Muse der Tragödie
Erato >>: "Die Sehnsucht weckende" Muse der Liebesdichtung
Terpsichore >>: "Die fröhlich im Reigen tanzende" Muse für Chorlyrik und Tanz
Urania >>: "Die himmlische" Muse der Astronomie
Thalia: "Die festliche / fröhliche" Muse der Komödie (Anmerkung: Die
Muse Thalia >> gilt als Mutter der
Korybanten >>)
Polyhymnia >>: "Die hymnenreiche / liederreiche" Muse für Gesang und Leier
Kalliope >>: "Die schreibende" Muse für epische Dichtung, Rhetorik, Philosophie und Wissenschaft
Vor dem Jahr 1839 schrieb ein anonymer deutscher Dichter dazu folgendes Gedicht:
"Klio lehrt die Geschichte der Völker; tragische Spiele
sind der Melpomene heilig, komische liebet Thalia;
Schlachtgesänge tönt der Kalliope stolze Dromete;
Tänzer beschützt Terpsichore, Flötenspieler Euterpe;
Erato singet der Liebenden Glück; Urania wandelt
unter den Sternen; Polyhymnia herrscht im Reiche der Redner"
Wohnsitz
Die neun olympischen Musen haben ihren Wohnsitz NICHT im
olympischen Gebirge >>. Die Musen wohnen am Berg Helikon an der Quelle Hippokrene. Die Quelle Hippokrene ist eine heilige Quelle, die dem Apollo gewidmet ist. Das Helikon Gebirge befindet sich im Südosten von Mittelgriechenland.
Krotos
Berichtet wird von einem engen Freund der Musen mit dem Namen
Krotos >>.
Heiligtümer
Es gibt einige Heiligtümer, die den neun olympischen Musen gewidmet sind. Diese Heiligtümer werden Museion (altgriechisch μουσεῖον mouseîon = deutsch -> Heiligtum der Musen / Musenheiligtum) bezeichnet. Das Wort Museum leitet sich von Museion ab. Heute kennt man das Wort Musik. Musik wird von Muse abgeleitet (von altgriechisch μουσικὴ τέχνη mousikḕ téchnē, der „Kunst der Musen“).
PS: Was nicht unbedingt jeder weiß, ist, dass
Pyreneus >> den Musen einst Gewalt antun wollte.
Quellen
Hesiod >>, Theogonie 76–80; 917
Pausanias >> 9,29,2 (titanische Musen)
Ovid >>, Metamorphosen 5,294–678; 5,303 (hier geht es um die neun Pieriden, siehe
Euippe >>. Es geht darum, dass die neun Pieriden komplett wahnsinnig waren und sich einen Gesangswettstreit mit den olympischen Musen liefern wollten. Dies konnten die olympischen Götter nicht dulden und sie verwandelten die Pieriden in misstönende Elstern)
Es gibt noch viel mehr Quellen der Antike, wo über die neun olympischen Musen erzählt wird.
Literatur
Maximilian Bern (Hrsg.): Die zehnte Muse – Dichtungen – vom Brettl und fürs Brettl, Verlag: Otto Elsner, Berlin 1905, Neuausgabe: Die zehnte Muse, Vera Bern (Hrsg.), Ausgabe 711.–720. Tsd., überprüfter Nachdruck d. 681.–690. Tsd., Verlag Elsner, Darmstadt 1964
Kleoniki Rizou: Holz vom Helikon. Die Musen und ihre Landschaft in Kult, Mythos und Literatur. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2020, ISBN 978-3-8253-4675-1
Raoul Schrott: Der Ursprung der Musen bei Hesiod und Homer. In: Hesiod Theogonie, Übersetzt und erläutert von Raoul Schrott. Carl Hanser Verlag, München 2014, ISBN 978-3-446-24615-7, S. 56–215
Eike Barmeyer: Die Musen. Ein Beitrag zur Inspirationstheorie. Fink, München 1968, DNB 455610657
Karl Deichgräber: Die Musen, Nereiden und Okeaninen in Hesiods Theogonie. Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1965, DNB 450889629
Walter F. Otto: Die Musen und der göttliche Ursprung des Singens und Sagens. Diederichs, Düsseldorf/Köln 1955, DNB 453674542
Ernst Robert Curtius: Die Musen im Mittelalter. Erster Teil, bis 1100. In: Zeitschrift für romanische Philologie. Band 59, 1939, ISSN 0049-8661, S. 129–188
Franz Roediger: Die Musen. Eine mythologische Abhandlung. B. G. Teubner, Leipzig 1875
Oscar Bie: Die Musen in der antiken Kunst. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1887
Maximilian Mayer: Musai. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XVI,1, Stuttgart 1933, Sp. 680–757
Walter Pötscher: Musai. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 3, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1979, DNB 790321327, Sp. 1475–1479
Anne Queyrel: Mousa, Mousai. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VI, Zürich/München 1992, S. 657–681
Claudia Schindler u. a.: Musen. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 25, Hiersemann, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-7772-1318-7, Sp. 184–220
Jan Söffner: Musen. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 441–457
Musen. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 14, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1908, S. 298
Oskar Bie: Musen. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 3238–3295
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
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