Hekate
Griechische Mythologie
Dreifaltige Göttin der Magie, Hexerei und Totenbeschwörung
Hekate (altgriechisch Ἑκάτη Hekátē) ist in der griechischen Mythologie eine
dreifaltige Göttin.
Die dreifaltige Gottheit Hekate wird angerufen, wenn es um
Totenbeschwörung, Magie und Hexerei geht. Mit Hexerei ist in diesem Zusammenhang in erster Linie Prophetie gemeint. Definiert wird Hekate daher als Göttin der Nekromantie, Theurgie und Magie. Weiterhin gilt Hekate als Wächterin der Tore zwischen den Welten. Als Göttin der Wegkreuzungen, Schwellen und Übergänge wird Hekate ebenfalls beschrieben. Theurgie ist ein Fachbegriff, dabei geht es um religiöse Riten und Praktiken, die eine Verbindung zu göttlichen Wesen (überdies auch Geister, Dämonen und Tote) herstellen.
Dreifaltige Gottheit
Wie wird es begründet, dass Hekate eine dreifaltige Gottheit ist? Als Begründung werden folgende Beinamen genannt:
Hekate
Triformis -> "Dreifaltige"
Hekate
Trioditis bzw.
Trivia -> "Dreiwege"
Diese
DREI ist prinzipiell in allen Religionen und Mythologien sehr magisch. Das Wort Magie: Altgriechisch μαγεία mageía = deutsch -> „Zauberei“, lateinisch magia.
Magie? Gibt es echte Magie? Ich GLAUBE NICHT daran - oder ich GLAUBE daran. Was nützt es? In beiden Fällen handelt es sich um GLAUBE. Im Rahmen der Quantenphysik / Quantenmechanik tauchten einige Anomalien auf, die sich nicht plausibel (mit Formeln) erklären ließen. Wie lässt sich dreifaltige Gottheit deuten? Erklärung: "Die Jungfrau, die Mutter und die Alte" (weltberühmt ist auch Vater, Sohn und Heiliger Geist). Dreifaltige Mondgöttin, so wird Hekate ebenfalls beschrieben.
Eltern
Überliefert wird die Titanide
Asteria >> als Mutter der Hekate. Asteria ist interessant, weil sie sich später in die schwimmende Insel
Delos >> verwandelt hat (oder von
Poseidon >> in die Insel Delos verwandelt wurde). Dabei ging es darum, einen Geburtsort für die olympischen Götter
Apollo >> (Allrounder) und
Artemis >> (Jagd) bereitzustellen. In diesem Zusammenhang gibt es eine sehr bedeutsame Schwester der Asteria mit dem Namen
Leto >>. Als Vater der Hekate wird
Perses >> genannt.
Besonderheit
In der Theogonie des
Hesiod >> wird eine Besonderheit geschildert. Hekate ist demnach eine Titanide. Die Titanen mussten sich nach dem
Krieg >> um die Weltherrschaft (Titanomachie) dem
Zeus >> unterwerfen. Es ist so, dass Hekate eine Ausnahme darstellt: Als einzige Titanengottheit wurde Hekate nicht der Herrschaft des Zeus unterworfen und sie behielt ihre Unabhängigkeit. Diesbezüglich lässt sich anmerken, dass Zeus Hekate nicht unterwerfen wollte.
Okeanos >> hingegen, hat sich von Zeus nicht unterwerfen lassen. Manchmal taucht die Behauptung auf, dass sich Zeus vor Hekate fürchtet - oder vielleicht ehrt der Kronide Zeus sie auch. "Die Hochverehrte" wird Hekate von Hesiod genannt. Hesiod macht in der Theogonie wahrlich eine Super-Gottheit aus Hekate:
400 "Mild den sterblichen Menschen gesinnt, und unsterblichen Göttern,
Freundlich schon vom Beginn, die sanfteste auf dem Olympos.
Auch die gepriesene Tochter Asteria trug sie, die Perses
Führte zum großen Palast, als trauliche Lagergenossin.
Und sie empfing vom Gatten die Hekate, welche vor allen
405 Zeus Kronion geehrt, und glänzende Gaben ihr darbot,
Schicksalsmacht auf der Erd' und dem endlos wildernden Meere;
Auch vom sternigen Himmel zugleich ward Ehrengeschenk ihr,
Und hoch ist sie vor allen geehrt den unsterblichen Göttern.
Denn auch jezt, wann einer der erdebewohnenden Menschen
410 Nach dem Gesez darbringet ein heiliges Opfer der Sühnung,
Ruft er die Hekate an: und große Verherlichung folgt ihm
Leicht, woferne mit Huld sein Flehn anhörte die Göttin;
Reichthum schenket sie auch; weil Macht und Vermögen ihr beiwohnt.
Denn so viel von Gäa und Uranos wurden erzeuget,
415 Und mit Ehren belehnt, von allen geneußt sie ein Antheil.
Nichts auch hat der Kronide mit Zwang ihr wieder geraubet,
Was in der Urherschaft der titanischen Götter ihr zufiel;
Sondern sie hat, was vom ersten Beginn ihr gemessen die Theilung.
Nicht ist gekürzt ihr die Ehr', als eingeborenen Göttin,
420 Deren Gewalt ausgeht durch Erd' und Himmel und Meerflut;
Nein weit herlicher noch, weil Zeus Kronion sie ehret.
Welchem sie will, dem naht sie mit Hülf und kräftigem Beistand;
Und hoch raget er, welchen sie will, in des Volkes Versammlung.
Wann zur vertilgenden Schlacht ausziehn die gerüsteten Männer,
425 Dann auch, welchen sie will, naht stets mit Hülfe die Göttin,
Huldreich Sieg zu verleihn, und Ruhm zu gewähren und Obmacht;
Auch im Gericht sizt jene bei ehrenvollen Gebietern.
Gut dann ist sie, wo Männer die Kraft' anstrengen im Wettkampf,
Weil auch dort die Göttin mit Hülf annahet und Beistand;
430 Wer nun siegte mit Stärk' und Tapferkeit, träget das Kleinod
Leicht davon, und fröhlich gewähret er Ruhm den Erzeugern.
Dann den Reisigen, welchen sie will, ist sie gute Gehülfin;
Jenen auch, welche des Meers aufstürmende Bläue durchstreben,
Und zu der Hekate flehn, und dem brausenden Ländererschüttrer.
435 Leicht auch genügenden Fang verleiht die gepriesene Göttin,
Leicht den erscheinenden hebt sie hinweg, wie der Wille sie antreibt.
Gut dann ist sie, zu mehren der Stallungen Vieh mit Hermeias;
Zucht und Triften der Rinder, und schweifende Ziegenheerden,
Und schönvließiger Schaf Anwachs, wie der Wille sie antreibt,
440 Macht sie aus wenigen groß, und klein aus mächtigen wieder.
Also fürwahr, obgleich nur eingeborene Tochter,
Ward vor den Ewigen allen sie hoch mit Würden verherlicht.
Und sie hieß der Kronid' als der Jünglinge Nährerin walten,
Welche nach ihr aufblickten zum Glanz der erleuchtenden Eos.
445 So vom Beginn der Jugend Ernährerin; so auch die Ehren."
Anmerkung: Die Übersetzung stammt von Johann Heinrich Voß. Beschrieben wird Johann Heinrich Voß als deutscher Dichter mit der Datierung * 20. Februar 1751 in Sommerstorf; † 29. März 1826 in Heidelberg.
Spezialitäten
Die Spezialitäten der Hekate lauten Totenbeschwörung, Magie und Weissagung. Der Fachbegriff für Totenbeschwörung lautet Nekromantie. Das
Nekromanteion >> wird als Orakel der Totenbeschwörung überliefert. Im Kontext lässt sich Hekate auch als Göttin der Hexerei bezeichnen.
Den Menschen hilfreich?
In der Theogonie (Hesiod) wird Hekate als eine den Menschen hilfreiche Göttin beschrieben. Angeblich schenkt Hekate den Hirten fruchtbare Herden, den Fischern einen satten Fang, den Jägern fette Beute, Athleten und Kriegern Glück im Kampf. Weiterhin kann Hekate den Menschen jeden Wunsch erfüllen - aber auch verweigern. In den Beschreibungen des Hesiod steht überdies, dass Hekate eine enge Beziehung zu den Menschen hat. Hekate wird als die Gottheit mit den meisten Kontakten zu Menschen überliefert. Sie kann Menschen Segen spenden. Je nach Lust und Laune, kann Hekate diesen Segen wieder rückgängig machen. Hesiod bezeichnet Hekate auch als Pflegerin aller Geschöpfe. In diesem Zusammenhang ist von einem Zaubertrank der Hekate die Rede. Beschrieben wird dieser Zaubertrank als Tee, der Schmerzen lindert, Fieber senkt und bei Rheuma hilft. Das Getränk wird aus der Rinde von Weiden und Pappelknospen hergestellt und enthält Salicin. Beschrieben wird Salicin als natürlich vorkommendes Schmerzmittel mit einer ähnlichen Wirkung wie Aspirin.
Heilige Momente
Die besonders heiligen Momente der Hekate sind die Neumondnächte. Es heißt, dass die Neumondnächte den Toten geweiht sind.
Kult
In aller Öffentlichkeit wurde (oder wird noch heute?) Hekate nicht gepriesen. Es geht um geheime und kleine Kreise, die sich an Hekate wenden. Die Ergebnisse dieser Anrufungen sollen erstaunlich sein. Hekate kann nämlich die Tore zur Totenwelt öffnen, Kontakte zu Toten herstellen und Geister beschwören. Die Rede ist in diesem Zusammenhang von Privat- und Mysterienkult.
Der Hekate soll kultisch durchaus geopfert worden sein (die Götter gelten als unsterblich, wer weiß, vielleicht wird auch heute noch der Hekate geopfert?). Als Opfergaben zur Ehre der Hekate, ist von Speisen, Lämmern und Hunden die Rede. Die berühmte
Medea >> wird als eine der Priesterinnen der Hekate überliefert. Die Medeasage ist ein Stoff, der in der Weltliteratur besonders umfangreich thematisiert wird. Medea wird als Kundige überliefert, was Zauberwissen betrifft. Dieses Zauberwissen wurde ihr von Hekate übermittelt.
Attribute und Symbole
Es gibt einige Symbole und Attribute der Hekate, Beispiele: Fackel, Schlange, Dolch, Schnur, Schlüssel, Peitsche und Schale. Mit Tieren der Unterwelt wird Göttin Hekate ebenfalls kombiniert, Beispiele: Kröten, Eidechsen und Iltisse. Im griechischen
Pantheon >> hat Hekate keinen festen Platz. Hekate konnte nicht aufgenommen werden, weil sie zu viele Fähigkeiten hat. Die Funktionen von einigen anderen Gottheiten wären durch Hekate überflüssig geworden. Hekate ist eine Orakelgottheit und kann die Zukunft vorhersagen.
Meine Empfehlung"Die Geister, die ich rief....." - so lautet eine Redewendung (entnommen aus einem Film mit "Bill Murray"). Was die Anrufung der Hekate betrifft, empfehle ich: Besser ohne Hekate durchs Leben gehen.
Seance
Wer trotz meiner ausdrücklichen Warnung Kontakt mit Hekate aufnehmen möchte, muss eine Seance starten. Eine Seance ist eine spirituelle Sitzung, geleitet von einem Medium. An einer Seance nimmt eine kleine Gruppe teil (3 - 8 Personen, i.d.R.). In einer Seance geht es darum, Kontakt mit Toten herzustellen (die Rede ist auch von Geistern und Dämonen). Es heißt, dass diese Rituale noch heute in privaten Kreisen durchgeführt werden.
Beinamen
Es gibt viele Beinamen der Hekate, Beispiele:
Atropaia (das Böse Fernhaltende)
Chthonia (von der
Erde >>)
Enodia (die am Wege)
Kleidukos (Schlüsseltragende)
Kourotrophos (Pflegerin)
Melana (die Schwarze)
Ourania (Himmlische)
Perseis (Licht)
Phosphoros >> (Lichtbringer)
Propolos (Führer)
Propylaia (Torhüterin)
Skotia (die des dunklen Ortes)
Soteira (Erlöserin, Heilerin)
Triformis (Dreifaltige)
Trioditis bzw. Trivia (Dreiwege)
Literatur
William Berg: Hecate: Greek or „Anatolian“? Numen 21.2 (August 1974, S. 128–140), hier S. 129: “Since children are not called after spooks, it is safe to assume that Carian theophoric names involving hekat- refer to a major deity free from the dark and unsavoury ties to the underworld and to witchcraft associated with the Hecate of classical Athens.”
Thomas Lautwein: Hekate, die dunkle Göttin. Geschichte und Gegenwart. Edition Roter Drache, Rudolstadt 2009, ISBN 978-3-939459-21-7
Nina Werth: Hekate. Untersuchungen zur dreigestaltigen Göttin (= Antiquitates. Band 37). Kovač, Hamburg 2006, ISBN 3-8300-2452-5 (zugleich Dissertation, Universität Saarbrücken 2006)
Haiganuch Sarian, Zlatozara Gočeva: Hekate. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band 6.1, Artemis, Zürich 1992, ISBN 3-7608-8751-1, S. 985–1019 (Text), und Band 6.2, S. 654–673 (Abbildungen); Nachträge von Erika Simon im Ergänzungsteil Supplementum 2009: Supplementband 1, Artemis, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-538-03520-1, S. 238
Robert von Rudloff: Hekate in Ancient Greek Religion. Horned Owl Publishing, Victoria, BC 1999, ISBN 0-9696066-8-0
Wilhelm Heinrich Roscher: Hekate. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 1885–1910
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
Nadja Putzert: „Du schnöder Trank aus mitternächt’gem Kraut, dreimal vom Fluche Hekates betaut“. Hekate als Schutzgöttin und Dämonenherrin. In: „Vielleicht ist die Wahrheit ein Weib…“ Frauengestalten des Mythos im Zwielicht. Hrsg. von der Stiftung Schloss und Park Benrath. DuMont, Radolfzell 2009, ISBN 978-3-8321-9099-6, S. 63–72
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