Atalante und Meilanion
Griechische Mythologie
Blieb Atalante keusch?
Meilanion (altgriechisch Μειλανίων Meilaníōn, auch Melanion Μελανίων Melaníōn) ist in der griechischen Mythologie ein Sohn des
Amphidamas >> und Bruder der
Antimache >>. Ausgebildet wurde Meilanion von
Cheiron >>.
Wer ist Atalante?
Die Einleitung lautet so, dass
Atalante (altgriechisch Ἀταλάντη Atalántē, auch Ἀταλάντα Atalánta; lateinisch Atalanta) in der griechischen Mythologie eine jungfräuliche Jägerin ist. Es stellt sich bereits an dieser Stelle die Frage, ob Atalante tatsächlich keusch geblieben ist. Im Rahmen der Jagd auf den
kalydonischen Eber >> spielt Atalante eine herausragende Rolle. Nachdem die Jagd gestartet war, traf sie diese Bestie als erste mit einem Pfeil (siehe dazu auch
Meleagros >>). Im Vorfeld der Jagd wollten die Kentauren Hyalos und
Rhoikos >> Atalante vergewaltigen. Atalante trägt nicht nur das Attribut Jägerin, sondern überdies wird sie oft auch als Kriegerin beschrieben.
Atalante war die schnellste Läuferin Griechenlands und besiegte im Wettlauf sogar jeden Mann (dazu später mehr). Warum wurde Atalante die schnellste Läuferin Griechenlands und wahrscheinlich auch aller Zeiten weltweit? Einst hatte sich ihr Vater einen männlichen Erben gewünscht, Atalante war aber weiblich. Wie heißt der Vater der Atalante? In der arkadischen Sagenversion heißt der Vater der Atalante Iasos, dabei handelt es sich um einen Sohn des
Lykurgos >>. Iasos war komplett frustriert und setzte Atalante sofort nach ihrer Geburt auf dem parthenischen Hügel nahe der Stadt
Kalydon >> aus. Als Säugling war Atalante deshalb zum Tode geweiht (quasi war es das Todesurteil) ......oder etwa doch nicht?
Atalante bekam Hilfe von höchster Prominenz, nämlich schickte
Artemis >> ihr eine Bärin. Diese Bärin säugte die neugeborene Atalante und auf diese Weise konnte sie überleben. Im Anschluss nahmen sich Jäger der Atalante an und bildeten sie aus. Atalante entwickelte sich im Rahmen dieser Ausbildung zur schnellsten Läuferin (nach meiner Schätzung nicht nur Griechenlands, sondern aller Zeiten weltweit).
Meilanion, Atalante und ihre Keuschheit
Es war so, dass sich Meilanion in Atalante verliebte. Nachdem die kalydonische Eber-Bestie erlegt war, wollte Meilanion Atalante unbedingt haben. Nur wie, wenn es sich um eine keusche Jägerin handelt? Man darf davon ausgehen, dass Atalante die beste Jägerin / Kriegerin aller Zeiten war. Atalante hatte durchaus in Aussicht gestellt, sich zu vermählen. Dafür musste jedoch ein Mann sie im Wettlauf besiegen. Ein eher unmögliches Unterfangen, weil Atalante jeden Wettlauf stets gewann. Gefährlicherweise wurden alle Männer von Atalante getötet, die gegen sie im Wettlauf verloren hatten. Meilanion brachte trotzdem allen Mut auf stellte sich der Herausforderung. Der Wettlauf zwischen Atalante und Meilanion konnte somit starten.
Atalante war ganz unbesorgt und lief in voller Waffenmontur. Sie ließ Meilanion sogar vorlaufen, der nackt war (um die schnellstmögliche Geschwindigkeit erreichen zu können). Nachdem Meilanion gestartet war, machte Atalante ernst: Sie lief ebenfalls los und drohte, Meilanion einzuholen. Gewann Atalante dann den Wettlauf und Meilanion wurde getötet? Nein! Meilanion hatte von
Aphrodite >> nämlich goldene Äpfel erhalten. Äpfel sind der Aphrodite heilig, was auf den goldenen Zankapfel der
Eris >> zurückgeführt wird.
Wir müssen uns jetzt die Rennstrecke vorstellen: Atalante läuft in vollen Waffen und Meilanion bemerkt, dass sie ihm dicht auf den Fersen ist. Nun wirft Meilanion die von Aphrodite zuvor empfangenen goldenen Äpfel auf die Rennstrecke. Davon ist Atalante irritiert und sie bückt sich nach den Äpfeln. Sie taumelt, stürzt und Meilanion gewinnt den Wettlauf.
Hochzeit
Nach dem Wettlauf kam es zur
Hochzeit >> zwischen Atalante und Meilanion. In der Hochzeitsnacht gab sich Atalante dem Meilanion hin, verlor ihre Keuschheit und gebar später ihrem Gemahl einen Sohn mit dem Namen
Parthenopaios >>.
Von Zeus in ein Löwenpaar verwandelt
Meilanion und Atalante waren ein sehr glückliches Paar und trieben es eines Tages voller Lust in einem heiligen Hain des
Zeus >>. Zeus empfand dies als Sakrileg gegen ihn und verwandelte Atalante und Meilanion in ein Löwenpaar.
Was ist ein Sakrileg? Es gibt einen weltberühmten Roman mit dem deutschen Titel Sakrileg von Dan Brown (englischer Titel: The Da Vinci Code). Das Wort Sakrileg komplett korrekt zu deuten, ist nicht ganz einfach.
Im 16. Jahrhundert wurde das Wort Sakrileg aus dem lateinischen sacrilegium = deutsch -> „Tempelraub“ - zusammengesetzt aus sacra = deutsch -> „Heiligtümer“, legere = deutsch -> „auflesen“ - entlehnt. Im engeren Sinn ist mit Sakrileg ein Vergehen gegen "Heiliges" gemeint. Heute wird das Wort Sakrileg gelegentlich auch erweitert angewendet, beispielsweise einen Frevel gegen Personen begehen. Diese erweiterte Anwendung vom Wort Sakrileg ist jedoch eher falsch. Das Wort Blasphemie (Gotteslästerung) taucht häufig im Zusammenhang mit dem Wort Sakrileg auf (als eine Art Gleichsetzung).
Zurück zu Meilanion und Atalante als Löwenpaar:
Man sagt, dass sich Atalante und Meilanion als Löwenpaar nicht mehr sexuell vereinen konnten. Warum? Da gibt es mehrere Begründungen. Was nun auch immer stimmt: Die Strafe des Zeus war für ein sich liebendes Paar sehr hart. Ich meine damit, dass die Strafe in sexueller Hinsicht sehr hart war. Es ist darüber hinaus natürlich auch etwas gewöhnungsbedürftig, gerade noch ein Mensch gewesen zu sein und sich im nächsten Augenblick als
Löwe >> wiederzufinden. Es gibt heute viele Phantasy-Filme, in denen Menschen in Tiere verwandelt werden. Im ersten Augenblick schauen die soeben verwandelten Tiere (gerade zuvor noch Menschen) in diesen Filmen sehr verdutzt drein.
Interpretationen
Die Sage von Atalante und Meilanion wird auf vielfältigste Weise interpretiert. Ovid ist begeistert davon, dass Meilanion hartnäckig um Atalante geworben hatte und sich schließlich dem Wettlauf stellt (Mut).
Quellen
Was Atalante betrifft, so berichten unzähligste Quellen über sie. Manchmal ergeben sich dabei Unstimmigkeiten. Ich nenne die Quellen für die Erzählung von diesem Beitrag:
Ovid >>, Ars amatoria (Liebeskunst) 2,185
Corpus Inscriptionum Graecarum 8139; 8185a (Meilanion war auch ein Teilnehmer an der Kalydonischen Eberjagd)
Bibliotheke des Apollodor >> 3,6,6; 3,9,2
Hellanikos Fragment 99,162 (Heirat zwischen Atalante und Meilanion)
Literatur
Hans von Geisau: Melanion. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 3, Stuttgart 1969, Sp. 1162
Adolf Schirmer: Meilanion (Melanion). In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 2557
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
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