Pheme (griechische Mythologie)
Gerücht und Ruhm (Gottheit)
Pheme (altgriechisch Φήμη Phḗmē = deutsch -> ‚Rede, Gerücht‘, römisch Fama) ist in der griechischen Mythologie die Gottheit des Gerüchts und Ruhmes. Was den Ruhm betrifft, so gibt es in der römischen Mythologie eine weitere Gottheit mit dem Namen Gloria.
Anmerkung zum vorstehenden Bild: Pheme (Fama) thront ganz oben auf der Spitze, weil sie eine Gottheit zwischen Himmel und Erde ist.
Eltern
Die Elternschaft der Pheme wird nicht einheitlich überliefert. Gemäß Vergils Aeneis ist Pheme eine Tochter der
Gaia >> und eine Gigantin. In Vergils Aeneis wird der römische Name Fama genannt. Es wird in der Aeneis so erzählt, dass es der Pheme egal ist, was sie verkündet. Demnach verkündet sie manchmal die
Wahrheit >> - aber sie mag gleichermaßen auch den Verleumder. Nun stellt sich die Frage, wer dieser Verleumder ist. So genau, weiß ich es gerade auch nicht. Das Wort Verleumdung lässt sich allerdings klären: Diabole, altgriechisch διαβολή diabolḗ = deutsch -> ‚Verleumdung‘. Achilleus Tatios nennt Diabole als Mutter der Pheme, Zitat: "Gerücht [Pheme] ist die Tochter der Verleumdung [Diabole]. Verleumdung ist schärfer als ein Schwert, stärker als Feuer und beseuselt mehr als der Gesang der
Sirene >>. Das Gerücht rinnt schneller als Wasser dahin, läuft schneller als der Wind, und fliegt schneller als irgend ein Vogel." Beschrieben wird Achilleus Tatios als antiker griechischer Astronom.
In Hesiods Werke und Tage taucht eine Gottheit der Hoffnung mit dem Namen
Elpis >> auf. Die Hoffnung spielt eine große Rolle im Zusammenhang mit der
Büchse der Pandora >>. Hesiod nennt diese Elpis als Mutter der Pheme.
Verhalten / Aussehen gemäß Vergils Aeneis
In der Aeneis wird Pheme (Fama) als Anfangs klein beschrieben. Sobald sich Pheme fortbewegt, schwillt sie zu riesenhafter Größe an. Sie füllt schließlich den gesamten Raum zwischen
Himmel >> und Erde aus. Zwei Flügel hat diese Gottheit Pheme, unter jeder Feder ihrer beiden Flügel befindet sich ein aufgerissenes Auge, ein schwatzender Mund und ein gespitztes Ohr. In der
Nacht >> saust Pheme zwischen Erde und Himmel auf und ab.
Ilias und Odyssee
Pheme taucht auch in den Epen Ilias (
Krieg um Troja >>) und Odyssee auf. Dort wird Pheme Ossa bezeichnet (altgriechisch Ὄσσα Óssa = deutsch -> ‚Ruf, Gerücht‘). Der Ausdruck „Pheme“ taucht in der Ilias einmal auf, dabei geht es speziell um den Ruhm, der als Bote des
Zeus >> das griechische Heer begleitet.
Klatsch und Tratsch
Klatsch und Tratsch kennt man heutzutage, dabei handelt es sich um eine Erfindung der Pheme.
Sonstiges
Erzählt wird von einem Werk des Publius Papinius Statius mit der Bezeichnung Thebaïs. Da geht es um mehrere poetische und literarische Bearbeitungen vom Sagenkreis über das böotische Theben der Antike. Dieser Sagenkreis startet mit
Kadmos >>, einem Bruder der
Europa >>. In der Thebaïs erscheint Pheme (Fama) als Begleiterin des
Ares (römisch Mars) >>.
Ein Standbild der Pheme / Fama steht auf der Kuppel des Oktogons der Dresdner Kunstakademie. Es handelt sich dabei um eine vergoldete Kupfertreibarbeit, die der Dresdner Bildhauer Robert Henze (1890) entworfen, Hermann Heinrich Howaldt aus Braunschweig begonnen und Paul Rinckleben, ebenfalls ein Dresdner, 1893 fertiggestellt hat. Ihr Lorbeerkranz verkörpert den Künstlerruhm. Der Lorbeerkranz ist in erster Linie das Markenzeichen des
Apollo(n) >>, siehe dazu die Erzählung der
Nymphe Daphne >>. Das Attribut der Pheme / Fama ist die Posaune, damit verbreitet sie ruhmreiche Taten lautstark.
Fazit
Pheme bzw. Fama kann sich auf positive Eigenschaften beziehen (Wahrheit, Ruhm) und auf negative (Verleumdung, Gerücht). Heute wird der Pheme / Fama meist der Ruhm zugeordnet.
Quellen
Vergil,
Aeneis >> 4,174
Statius, Thebais 2,205; 4,32; 9,32
Achilleus, Tatios 6,10,4–5
Homer >>, Ilias 2,93 und Odyssee 2,216; 24,412
Hesiod >>, Werke und Tage 760
Literatur
René Nünlist: Pheme. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 9, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01479-7, Sp. 765–766
Johannes Ilberg: Fama. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 1442
Johannes Ilberg: Pheme. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 3,2, Leipzig 1909, Sp. 2292
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)