Kadmos (griechische Mythologie)
Gründer von Theben (Kadmeia)
Bruder der Europa
Kadmos (altgriechisch Κάδμος Kádmos, lateinisch Cadmus) ist in der griechischen Mythologie ein Sohn des
Agenor >> und der
Telephassa >>.
Geschwister
Berichtet wird von vier Brüdern des Kadmos: Phoinix, Kilix,
Thasos >> und abschließend
Phineus >>. Die legendäre
Europa >> ist eine Schwester des Kadmos.
Suche
Einst soll
Zeus >> die Europa nach
Kreta >> entführt haben. Darüber war Agenor - Vater der Europa - untröstlich. Agenor wies Kadmos mit seinen Brüdern an, nach Europa zu suchen. Ohne Europa durfte Kadmos mit seinen Brüdern nicht mehr heimkehren. Telephassa begleitete ihre Söhne bei der Suche nach der Europa.
Insel Kalliste
Mit seinen Brüdern und seiner Mutter landete Kadmos zunächst auf der Insel Kalliste (heute die
Kykladen >> Insel Santorin, auch
Thira und Thera >> bezeichnet). Dort stiftete Kadmos mit seiner Truppe Heiligtümer - und zwar dem
Poseidon >> und der
Athene >>. Kadmos und seine Brüder lehrten den Einwohnern von Kalliste das Schreiben. Es wird erzählt, dass Kadmos das phönizische Alphabet nach Griechenland brachte. Nun setzte Kadmos mit seinem Gefolge die Reise fort.
Thasos
Kadmos gelangte mit seinem Gefolge nach Thasos. Thasos (auch Thassos) ist eine Insel im Nordosten Griechenlands im Thrakischen Meer der nördlichen Ägäis. Dort sollen sie die Stadt Thasos gegründet haben. Danach landete der Suchtrupp in Thrakien (Thasos, Bruder des Agenor, ist mit einigen Begleitern auf der Insel Thasos geblieben). Thrakien (auch Thrazien) ist eine Landschaft auf der östlichen Balkanhalbinsel, die heute zu den Staaten Bulgarien, Griechenland und Türkei gehört. In Thrakien ließ sich Telephassa - Mutter des Kadmos - nieder. Telephassa ist dem Mythos nach in Thrakien gestorben.
Phokis
Kadmos machte sich auf den weg nach
Phokis >>, um das
Orakel von Delphi >> zu befragen. Es heißt, dass Phokis eine historische Gebirgslandschaft in Mittelgriechenland war. Sie hatte eine Fläche von ca. 1615 km². Da Phokis nicht reich an natürlichen Ressourcen war, rührte die Bedeutung in der Antike vorwiegend auf religiösen Faktoren: Dem Orakel von Delphi und dem Orakelheiligtum des
Apollo >> in Abai.
Kadmos möge die Suche nach der Europa beenden, so trug es das Orakel ihm auf. Stattdessen solle Kadmos nach einer Kuh mit einer weißen Zeichnung Ausschau halten. Wenn er sie gefunden habe, solle er ihr folgen. Kadmos möge an der Stelle eine Stadt gründen, wo sich die Kuh erschöpft niederlässt.
Theben (zunächst Kadmeia)
Nachdem Kadmos die Höhlen des Orakels verlassen hatte, entdeckte er die beschriebene Kuh. Diese Kuh befand sich unter den Rindern eines Phokers mit dem Namen Pelagon. Kadmos bat Pelagon, ihm diese Kuh zu überlassen. Pelagon entsprach der Bitte des Kadmos. Kadmos folgte dem Tier über eine weite Strecke, bis es sich endlich im Gras niederließ. Nun schickte er seine Gefährten zu einer nahen Quelle, um Wasser zu holen, denn er wollte die Kuh der Athene zum Dank opfern. Der Wald, in dem die Quelle lag, wurde jedoch von einem Drachen bewohnt, welcher von
Ares >> abgestammt haben soll. Der Drache tötete die ausgesandten Männer. Kadmos konnte das Ungeheuer in einem blutigen Kampf mit seinem Schwert oder – nach einer anderen Variante der Sage – mit einem Felsen töten.
Kadmos hatte den Drachen getötet. Athene befahl dem Kadmos, die Hälfte der Zähne des Drachen im Boden zu vergraben. Die andere Hälfte der Zähne des Drachen übergab Athene dem
Aietes >>. Kadmos gehorchte der Athene und nun erwuchsen bewaffnete Männer aus der Saat. Sogleich fingen diese bewaffneten Männer an, sich gegenseitig zu bekämpfen. Als nur noch fünf dieser Männer lebten, schlossen sie untereinander Frieden. Ihre Namen waren
Echion >>, Udaios, Chthonios, Hyperenor und Peloros. Mit diesen "Gesäten" baute Kadmos an der Stelle eine Stadt, wie Apollon es durch sein Orakel befohlen hatte. Kadmos taufte diese Stadt mit dem Namen Kadmeia. Erst später erhielt sie den Namen Theben.
Drache des Ares
Kadmos hatte den Drachen des Ares getötet. Athene trug dem Kadmos daher auf, acht Jahre lang dem Ares zu dienen. Erst danach übergab Athene dem Kadmos den Thron von Theben (Kadmeia). Zeus gab dem Kadmos
Harmonia >> - Tochter des Ares und der
Aphrodite >> - zur Frau.
Hochzeitsfeier
An der Hochzeitsfeier von Harmonia und Kadmos nahmen alle olympischen Götter teil. Um die musikalische Unterhaltung kümmerten sich die
Musen >>. Harmonia und Kadmos erhielten viele Brautgeschenke von den Göttern, auch ein von
Hephaistos >> angefertigtes (tragisches) Halsband.
Nachkommen
Es werden Kinder der Harmonia und des Kadmos überliefert:
Semele >>Ino >>Autonoë >>Agaue >>Polydoros >> Ino wird als zweite Gemahlin des
Athamas >> überliefert.
Insel der Seligen
Noch zu Lebzeiten übertrug Kadmos die Regierung seinem Enkel
Pentheus >>, dem Sohn der Agaue und des Echion. Dann verließen er und Harmonia Theben (genauer: Kadmeia) und führten das Heer der Encheläer gegen die Illyrer in den Kampf, da die Encheläer ein Orakel erhalten hatten, wonach sie nur siegen würden, wenn diese beiden ihre Oberbefehlshaber wären. Kadmos und Harmonia hatten noch einen weiteren Sohn,
Illyrios >>. Haben Kadmos und Harmonia ihre Stadt Theben (Kadmeia) freiwillig verlassen? Wahrscheinlich nicht. Einst hatte
Dionysos >> Pentheus geschlagen. Danach verwandelte Dionysos Kadmos und Harmonia in Schlangen und wies sie an, in ferne Länder zu ziehen. Schließlich wurden Kadmos und Harmonia von Zeus nach
Elysion >> versetzt. Als letzter König vom siebentorigen Theben wird
Xanthos >> überliefert.
Quellen
Euripides, Phoenissae 639; Fragment 819 N2
Bibliotheke des Apollodor >> 3,23–27; 3,39
Herodot, Historien >> 2,49,3; 4,147
Strabo, Geographica 447
Pausanias, Reisen in Griechenland >> 9,5,2; 9,5,3; 9,12,1–4
Pindar, Pythische Oden 3,89–92
Hesiod >>, Theogonie 975
Litaratur
Herder Lexikon >>: Griechische und römische Mythologie. Herder, Freiburg 1981, s.v. Kadmos
Otto Crusius: Kadmos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 824–893
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
Theodor Heinze: Kadmos. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 6, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01476-2, Sp. 129–130
Angela Kühr: Als Kadmos nach Boiotien kam. Polis und Ethnos im Spiegel thebanischer Gründungsmythen (= Hermes-Einzelschriften. Band 98). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-515-08984-5
Sebastian Wogenstein: Kadmos. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 379–38
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