Hermes
Griechische Mythologie
Olympischer Gott -> Götterbote und viel mehr krasse Sachen
Hermes (altgriechisch Ἑρμῆς, auch Ἑρμείας Hermeias, dorisch Ἑρμᾶς Hermas, römisch
Mercurius, kurz
Merkur) ist ein sehr komplizierter Gott in der griechischen Mythologie. Die Vielseitigkeit des Hermes ist beeindruckend, kurz: Ein echt krasser Typ, dieser Hermes!
In der griechischen
Götterwelt >> ist Hermes extrem bedeutsam. Der Mittwoch ist dem Gott Hermes (Mercurius / Merkur) gewidmet. Hermes ist sehr wandlungsfähig, so kennt man ihn heutzutage beispielsweise auch als Paketdienst.
Berühmtheit
Berühmt ist Hermes im Zusammenhang mit seinem Attribut Götterbote. Nicht nur Hermes fungiert als Bote der Götter. Nach der Titanomachie wurde die
Göttin Iris >> zur Götterbotin erhoben. Hermes musste durch Iris entlastet werden, weil er wegen seiner unzähligen Aufgaben oft überfordert ist. Es lässt sich auf den Punkt bringen: Hermes ist der olympische Kracher schlechthin.
Eltern
Zeus >> ist der Vater des Hermes. Die Mutter des Hermes heißt
Maia >>. Heute befindet sich Maia mit ihren sechs Schwestern als Sternbild der
Plejaden >> am Himmelszelt. Es gibt unzählige Beinamen des Hermes, einer dieser Zusätze lautet Maiades (altgriechisch Μαιάδης). Dieser Beiname nimmt Bezug auf Maia als Mutter des Hermes.
Agent des Zeus
Nach seiner Geburt, entwickelte sich Hermes schnell zum Spezialagent (007) des Zeus für komplizierte Missionen. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Agent des Zeus, muss Hermes meist verdeckt operieren. Warum? Es darf nicht herauskommen, dass Zeus im Zusammenhang mit diesen geheimen Operationen steht. Da läuft trotzdem immer wieder mal einiges schief, weil die Gemahlin des Zeus -
Hera >> - nicht dumm ist und Komplotte häufig aufdeckt. In der Folge sind Zeus und Hermes durchaus häufig peinlichen (erklärungsbedürftigen) Situationen ausgesetzt. Man muss dazu anmerken, dass die Götter einerseits nicht alle Tassen im Schrank haben - und andererseits oft auch Fehler machen.
GeburtsortÜberliefert wird, dass Hermes auf dem Berg Kyllini in Arkadien das Licht der Welt erblickte.
WohnsitzHermes gehört zu den mächtigen olympischen Göttern und hat seinen 1. Wohnsitz im
olympischen Gebirge >>.
Erfinder
Bereits am Tage seiner Geburt, hat Hermes heimlich die Höhle seiner Mutter Maia verlassen. Sogleich erschlug er eine
Schildkröte >> und nutzte ihren Panzer als Resonanzkörper. Auf diese Weise erfand Hermes die Leier und wurde zum Gott der Erfinder.
Dieb
Hermes zog am gleichen Tag weiter und stahl seinem (Halb-) Bruder
Apollo >> 50 Rinder (diesen Diebstahl soll der
Hirte Battos >> beobachtet haben). In der griechischen Mythologie hat Hermes einen berühmten Sohn mit dem Namen
Autolykos >>. Diesem Autolykos übertrug Hermes die Fähigkeit vom perfekten Diebstahl. Hermes ist der Gott der Diebe, die sich natürlich alle über diese göttliche Unterstützung freuen.
Lügner
Der Diebstahl flog auf, sodass Hermes vor Gericht musste. Zeus hielt Gericht und prüfte den Vorwurf, ob Hermes wirklich die 50 Rinder gestohlen hat. Hermes log einfach und sagte, dass er nicht der Dieb war. Er wäre schließlich viel zu klein und wüsste überhaupt nicht, was ein Rind ist. Die Lügerei nutzte nichts. Zeus sprach Hermes schuldig und dieser hätte dem Apollo die 50 Rinder zurückgeben müssen. Es gab jedoch nur noch 48 Rinder, weil Hermes 2 Rinder geopfert hatte. Hermes war derart dreist, während der Gerichtsverhandlung auch noch Bogen und Köcher des Apollo zu stehlen. Wie jeder bemerkt, ist Hermes der Gott der Lügner.
Tauschhandel
Hermes spielte dem Apollo ein schönes Lied auf der Leier vor. Diese Schildkrötenleier wollte Apollo haben. Anstatt der 50 Rinder bot Hermes nun die Leier an. Apollo nahm die Leier als Tauschhandel an und verzichtete auf die Rückgabe der 50 Rinder.
SchutzherrHermes ist der Schutzherr von Reisenden und Kaufleuten. Durchaus lassen sich Kaufleute und Reisende als Diebe bezeichnen. Dadurch zeichnet sich Hermes wieder als Gott der Diebe aus. In diesem Zusammenhang ist Hermes auch der Gott des Verkehrs.
Der goldene HirtenstabHermes ist berühmt für seinen
Heroldsstab >>. Dieser goldene Hirtenstab kennzeichnet Hermes als Boten der Götter. Ursprünglich gehörte dem Apollo dieser Heroldsstab. Hermes erfand die Syrinx (eine Art Flöte) und bot sie dem Apollo als Tausch für den Heroldsstab an. Auch dieses Tauschgeschäft ging über die Bühne, sodass fortan Hermes der Träger vom Heroldsstab war. Neben dem Heroldsstab erhielt Hermes von Apollo auch eine Unterrichtung über Weissagung mittels Los. Bei dieser Form der Prophetie handelt es sich um die Kunst, mittels Kieselsteinen die Zukunft vorherzusagen. Die
Thrien >> brachten dem Apollo diese Kunst bei.
BisexualitätHermes wird als bisexuell überliefert. Berichtet wird von unzähligsten Liebschaften des Hermes. In erster Linie ist die Rede von
Nymphen >>, mit denen Hermes Sex macht. Sterbliche Männer schmücken jedoch auch die Liste der Liebschaften des Hermes. Beispiele sind der Arkadier Krokos und
Amphion >> (König von Theben). Mit den ganzen Nymphen hat Hermes natürlich einige Nachkommen gezeugt. Ein sehr berühmter Sohn des Hermes ist
Hirtengott Pan >>.
AphroditeHermes hatte auch eine Liebesnacht mit
Aphrodite >>. Das Ergebnis der Vereinigung zwischen Aphrodite und Hermes war der
Hermaphrodit >>.
AlphabetWer hat das Alphabet erfunden? Überliefert wird, dass Hermes in Zusammenarbeit mit den
Moiren >> das altgriechische Alphabet erfunden hat.
Weitere Erfindungen
AstronomieDie Astronomie geht auch auf das Konto der Erfindungen des Hermes.
SportHermes hat die Sportarten Boxen und Turnen erfunden. Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem antiken Boxen und der Boxerei der Moderne, siehe
Faustkämpfer Broteas >>.
Gewichte / MaßeEs gehen derart viele Erfindungen auf Hermes zurück, dass sich in einem Beitrag überhaupt nicht alles darüber aufzählen lässt. Hermes ist extrem umfangreich und vielseitig. Gewichte und Maße als weiteres Beispiel für die ganzen Erfindungen des Hermes.
Transport von Seelen der TotenDa Hermes extrem viele Fähigkeiten hat, werden ihm auch viele Aufgaben zugeteilt. Eine dieser Aufgaben ist der Transport von Seelen der Toten in den
Hades >>. Wer Glück hat, landet nach dem irdischen Ableben im Hades - wer Pech hat, landet im
Tartaros >>. Neben Hermes fungiert auch
Charon >> als Transporteur von Toten.
ThotHermes aus der griechischen Mythologie weist Parallelen mit Gott Thot aus der ägyptischen Mythologie auf. Es wird erzählt, dass Hermes und Thot im Team Schriften angefertigt haben. Durch die Kombination von Hermes und Thot entstanden demnach astrologische, magische und alchemistische Texte. Die Verschmelzung von Hermes und Thot führte zum Namen Hermes Trismegistos. Mit Magie wird Hermes somit ebenfalls assoziiert, wodurch er sich als Gott der Magier und Gaukler auszeichnet.
Großmeister der Alchemie
Das Wort Alchemie (auch Alchimie und Alchymie, griechisch-arabisch-mittellateinisch alkimia, neulateinisch alchymia, frühneuhochdeutsch alchimei, alchemey) löst immer wieder Neugierde aus. Da Hermes und Thot als Großmeister der Alchemie überliefert werden, ein kurzer Überblick zu diesem Wort. In der Alchemie geht es lange nicht nur darum, Gold bzw. Goldsynthese herzustellen. Vielmehr beschäftigt sich die Alchemie mit den Eigenschaften aller Stoffe und ihren Reaktionen. Heute wird weiterhin Alchemie betrieben, jedoch in zwei Bereiche getrennt: Chemie und Pharmakologie. Chemie und Pharmakologie sind nichts anderes als der Zweig der "altertümlichen" Naturphilosophie, die Alchemie bezeichnet wird.
Buch KybalionIm Dezember 1908 erschien das unter Esoterikern und Okkultisten populäre Buch Kybalion. In diesem Buch geht es um die Verschmelzung zwischen Thot und Hermes (Hermes Trismegistos). Im Buch Kybalion werden sieben Hermetische Prinzipien genannt. Diese Prinzipien bilden einen Schlüssel, der an die Bedeutungen hermetischer Texte heranführt. Beim Buch Kybalion handelt es sich nicht um materielle Alchemie, sondern um geistige Alchemie. Im Buch wird die Ansicht vertreten, dass das "All" geistiger Natur ist. Die Struktur dieser geistigen Natur wird in den sieben Hermetischen Prinzipien beschrieben, Zitat:
1. Das Prinzip der Geistigkeit: "Das All ist Geist; das Universum ist geistig."
2. Das Prinzip der Analogie (Entsprechung): "Wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie der Geist, so der Körper." Die Verhältnisse im Universum (Makrokosmos) entsprechen denen im Individuum (Mikrokosmos) – die äußeren Verhältnisse spiegeln sich im Menschen und umgekehrt. Veränderungen im mikrokosmischen Bereich wirken sich folglich auch auf die Gesamtheit aus (Magie).
3. Das Prinzip der Schwingung: "Nichts ruht; alles ist in Bewegung; alles schwingt (siehe 5.)."
4. Das Prinzip der Polarität: "Alles ist zweifach, alles ist polar; alles hat seine zwei Gegensätze; Gleich und Ungleich ist dasselbe. Gegensätze sind ihrer Natur nach identisch, nur in ihrer Ausprägung verschieden; Extreme begegnen einander; alle Wahrheiten sind nur Halb-Wahrheiten; alle Paradoxa können in Übereinstimmung gebracht werden."
5. Das Prinzip des Rhythmus: "Alles fließt – aus und ein (siehe 3.); alles hat seine Gezeiten; alles hebt sich und fällt, der Schwung des Pendels äußert sich in allem; der Ausschlag des Pendels nach rechts ist das Maß für den Ausschlag nach links; Rhythmus gleicht aus."
6. Das Prinzip der Kausalität (Ursache und Wirkung): "Jede Ursache hat ihre Wirkung; jedes Phänomen hat seine Ursache; alles geschieht gesetzmäßig; Zufall ist nur ein Begriff für ein unerkanntes Gesetz; es gibt viele Ebenen von Ursachen, aber nichts entgeht dem Gesetz."
7. Das Prinzip des Geschlechts: "Geschlecht ist in allem; alles trägt sein männliches und sein weibliches Prinzip in sich; Geschlecht offenbart sich auf allen Ebenen."
Kybalion, die sieben Hermetischen Gesetze >>Hermetische KabbalaEs wird zwischen unterschiedlichen Arten der Kabbala unterschieden. Besonders bekannt ist die hebräische Kabbala. Die Kombination von Hermes und Thot (Hermes Trismegistos) bezieht sich - wie erwähnt - auch auf die Aspekte Magie und Astrologie. Die hermetische Kabbala bedient sich esoterischer / magischer Hilfsmittel. Als Beispiele können Tarot-Karten, Numerologie und Astrologie genannt werden.
Anmerkung: Es gibt diese Gruppierungen von Okkultisten und Esoterikern. Worauf beziehen sich diese Gruppierungen? Die beziehen sich auf die Mysterien - und Hermes darf getrost als ausgesprochen mysteriös bezeichnet werden.
AnubisIn der ägyptischen Mythologie ist Anubis für die Seelen der Toten zuständig, diese Aufgabe hat in der griechischen Mythologie Hermes. Daraus ergeben sich auch Parallelen zwischen Anubis und Hermes. Gemäß Diodor ist Anubis ein Bruder des
Makedon >>.
HermeneutikDer Begriff Hermeneutik bezieht sich auf das Lesen und Verstehen von Texten. Man spricht auch von Interpretation von Texten. Das Wort Hermeneutik leitet sich von Hermes ab. Hermes ist dafür zuständig, die Nachrichten der Götter zu interpretieren und übersetzen. Siehe dazu auch, dass Hermes als Erfinder der Schrift und Sprache gilt. Häufig müssen auch Zeichen und Symbole interpretiert und sprachlich erklärt werden. Weitere Ableitung vom Wort Hermeneutik: Altgriechisch ἑρμηνεύειν hermēneúein = deutsch -> ‚erklären‘, ‚auslegen‘, ‚übersetzen‘. Es gibt ein antikes Werk des Aristoteles mit der Bezeichnung Hermeneutika. Die Anwendung der Hermeneutik in Bezug auf religiöse Texte, gilt als ganz besonders schwierig.
LichtIn seiner Eigenschaft als Götterbote, kann sich Hermes schneller fortbewegen als das Licht. Jeder erkennt wahrscheinlich an dieser Stelle, dass Hermes wirklich kompliziert ist.
Weitere FunktionenEine vollständige Beschreibung über Hermes erscheint unmöglich. Abschließend daher noch der Hinweis, dass Hermes nicht nur der Gott der Diebe, Lügner, Agenten, Alchemie, Erfindungen, Transporteur von Seelen bzw. der Götterbote und so weiter und so fort ist. Hermes gilt auch als Gott der Hirten. Weiterhin ist Hermes der Gott der Dicht- und Redekunst. Assoziiert wird Hermes häufig mit den Tugenden Trickserei und Täuschung (siehe Magie und Gaukler).
Fazit
Hermes ist der krasseste und komplizierteste Gott aller Götter.
Quellen
Homerische Hymnen 4: Hymnos an Hermes (
Homer >>)
Bibliotheke des Apollodor >> 3,10,2
Was die Elternschaft des Hermes betrifft, wird in
Hesiods Theogonie >> erzählt.
Literatur
Gesine Manuwald: Das Singen des kleinen Hermes und des Silen. Zum homerischen Hermeshymnos und zu Vergils Sechster Ekloge. In: Rheinisches Museum für Philologie. Band 145, 2002, S. 150–175
Antje Kuhle: Hermes und die Bürger. Der Hermeskult in den griechischen Poleis (= Hermes Einzelschriften. Band 119). Franz Steiner, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-515-12809-4
Karl Kerényi: Hermes der Seelenführer. Das Mythologem vom männlichen Lebensursprung. Vorträge, gehalten auf der Eranos-Tagung in Ascona am 4. und 5. August 1942. Rhein-Verlag, Zürich 1944
Bernhard Huß: Hermes. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 344–351
Gerhard J. Baudy, Anne Ley: Hermes. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 5, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01475-4, Sp. 426–432
Arlene Allan: Hermes (Gods and heroes of the ancient world). Routledge, London/New York 2018, ISBN 978-1-138-80570-5
Christian Scherer: Hermes. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 2342–2432
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
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