Telephos (griechische Mythologie)
Sohn der Auge und des Herakles
Dem Tode geweiht und trotzdem extrem bedeutsam
Telephos (altgriechisch Τήλεφος Tḗlephos = deutsch -> "der weithin strahlende") ist in der griechischen Mythologie ein Sohn des
Herakles >> und einer Priesterin der
Athene >> mit dem Namen
Auge >>.
Erzählung
Der Vater der Auge heißt
Aleos >>. Aleos erhielt vom
Orakel von Delphi >> die Weissagung, dass ein Sohn seiner Tochter Auge seine eigenen Onkel - also die Brüder der Auge - töten würde. Es hieß, dass Aleos seine Tochter Auge als Priesterin der Athene mit einem Keuschheitsgelübde verwahren sollte. Herakles traf einst im Haus des Aleos ein und wurde gastfreundlich empfangen. Mit Aleos trank Herakles sehr viel
Wein >>. Als Herakles komplett betrunken war, vergewaltigte er die schöne Auge. Auge wurde schwanger und gebar ihren Sohn Telephos im Geheimen.
Aleos scheute sich, seine Tochter Auge eigenhändig zu töten und übergab sie mit ihrem Sohn Telephos an
Nauplios >>. Nauplios hatte die Aufgabe, Telephos und Auge im Meer zu ertränken. Dies tat er jedoch nicht. Nauplios setzte Auge in einer Truhe auf dem Meer aus und Telephos setzte er in einem Gebirge aus.
Grundsätzlich war Telephos als Säugling im Gebirge dem
Tod >> ausgesetzt. Er starb allerdings nicht, weil er von einer Hirschkuh gesäugt wurde. Ein König mit dem Namen Korythos nahm Telephos in seine Obhut. Auf dem Kleinen Pergamonfries im Berliner Pergamonmuseum wird Telephos von einer Löwin gesäugt. Etymologisch wird der Name Telephos auch mit altgriechisch θηλή thelé = deutsch -> "Mutterbrust" in Verbindung gebracht. Die Mutter des Telephos wurde in der Truhe in Mysien an Land gespült, wo sie von König
Teuthras >> aufgenommen worden war. Später traf Telephos in Mysien seine Mutter Auge, doch niemand erkannte, dass es sich um Mutter und Sohn handelt. Telephos hatte für Teuthras gekämpft. Teuthras wollte sich dafür bedanken und gab Telephos seine eigene Mutter zur Frau. Überdies machte Teuthras Telephos zu seinem Nachfolger. In der Hochzeitsnacht ging eine Schlange zwischen Auge und Telephos, sodass die Ehe nicht vollzogen wurde.
Nun befanden sich die Griechen auf dem Zuge gegen
Troja >> und griffen versehentlich Mysien an. Sie wurden von Telephos besiegt - jedoch zog sich Telephos eine Wunde vom Speer des
Achilleus >> zu. Unterstützt wurde Telephos im Kampf von den beiden Söhnen des
Istros >>. Die beiden Söhne des Istros heißen Heloros und Aktaios.
Wunde
Telephos war ratlos, weil seine Wunde nicht ausheilte. Ein Orakel tat ihm kund, dass nur derjenige die Wunde heilen kann, der sie geschlagen hat. Daraufhin ging Telephos nach
Argos >> und suchte dort Achilleus im Palast des
Agamemnon >> auf.
Klytaimnestra >> hatte Telephos empfohlen,
Orestes >> - Sohn des Agamemnon - zu rauben. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, soll er drohen, Orestes zu töten. Achilleus war nun durchaus gewillt, dem Telephos zu helfen. Er kenne sich aber auf dem Gebiet der Medizin nicht aus, wandte er ein. Odysseus - Sohn des
Laertes >> - hatte jetzt eine Idee. Die Idee des Odysseus war, dass nicht Achilleus der Verursacher der Wunde war, sondern dessen Speer. Daraufhin wurde Rost vom Speer des Achilleus abgeschabt und in die Wunde des Telephos gelegt. Tatsächlich heilte die Wunde des Telephos nun aus. Bei Ovid heißt es diesbezüglich, Achilleus habe Telephos zweimal die Wirkung seiner Lanze spüren lassen.
Krieg gegen Troja
Astyoche >> wird als Schwester des
Priamos >> überliefert. Diese Astyoche hatte Telephos zwischenzeitlich geehelicht. Telephos wies den Griechen zwar den Weg nach Troja, weigerte sich jedoch, selber aktiv gegen Troja zu kämpfen. Berichtet wird von einem Sohn der Astyoche und des Telephos mit dem Namen
Eurypylos >>.
Abschließend heißt es, dass Telephos die Stadt Pergamon gegründet hat (zunächst hieß diese Stadt Teuthranien, siehe
Pergamos >>). Pergamon wird als antike griechische Stadt nahe der Westküste Kleinasiens in der heutigen Türkei beschrieben. Von den späteren Königen Pergamons aus dem Haus der Attaliden wurde Telephos als
Heros >> verehrt. Die Attaliden werden als Herrschergeschlecht aus der Zeit des Hellenismus überliefert. Die Geschichte des Telephos wird auf dem inneren Relief des Pergamonaltars erzählt.
Quellen und Literatur
Hyginus Mythographus, Fabulae 101
Ovid >>, Metamorphosen 12,112
Christa Bauchhenß-Thüriedl: Der Mythos von Telephos in der antiken Bildkunst (= Beiträge zur Archäologie Bd. 3). Triltsch, Würzburg 1971
Matthias Strauß: Telephos. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VII, Zürich/München 1994, S. 866–870
Claudia Preiser: Euripides: Telephos. Hildesheim u. a. 2000, ISBN 3-487-11159-4
Johannes Schmidt: Telephos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 5, Leipzig 1924, Sp. 274–308
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
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